Isac Schwarzbaum auf der Deutschen Märchenstraße: Von den Brüdern Grimm bis Dornröschen

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Der Konstanzer Reiseblogger Isac Schwarzbaum folgt den Spuren der berühmtesten deutschen Märchen und entdeckt dabei historische Schauplätze, mittelalterliche Burgen und lebendige Traditionen entlang der 600 Kilometer langen Ferienstraße.

Isac Schwarzbaum bereist die Deutsche Märchenstraße von Hanau bis Bremen und besucht authentische Schauplätze der Grimm’schen Märchen. Seine Route führt durch Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu Orten wie Kassel, Göttingen und Hameln.

Der Reiseblogger Isac Schwarzbaum hat eine außergewöhnliche Deutschlandreise unternommen und dabei die Deutsche Märchenstraße in ihrer ganzen Vielfalt erkundet. Entlang der 600 Kilometer langen Route zwischen Hanau und Bremen besuchte er die authentischen Schauplätze der berühmtesten Grimm-Märchen und dokumentierte seine Erlebnisse zwischen Realität und Fantasie.

Hanau: Wo alles begann

Hanau wirkt zunächst überraschend normal. Keine Türme aus Gold, keine sprechenden Tiere. Nur eine mittelgroße hessische Stadt mit dem üblichen Verkehrslärm. Aber genau hier begannen Jacob und Wilhelm Grimm ihre berühmte Märchensammlung. Das Brüder-Grimm-Denkmal steht etwas verloren zwischen den Bürgerhäusern am Marktplatz.

Die beiden Brüder starteten übrigens nicht als romantische Märchenerzähler, sondern als knallharte Wissenschaftler. Im Philippsruher Schloss zeigt das Museum ihre Arbeitsmethoden. Handschriftliche Notizen, Korrekturen, verschiedene Versionen derselben Geschichte. Märchen entstanden durch systematische Forschung, nicht durch Inspiration am Kaminfeuer.

Interessant wird’s in der Altstadt. Hier kauften die Grimms ihre Brötchen, liefen dieselben Gassen entlang wie heute die Touristen. Geschichte zum Anfassen, könnte man sagen. Ein älterer Hanauer erzählte am Denkmal seiner Enkelin gerade, wie die Brüder früher durch diese Straßen wandelten. Solche Szenen machen die Vergangenheit plötzlich greifbar.

Das Nationaltheater Hanau spielt regelmäßig Grimm-Märchen. Nicht nur für Kinder. Die Erwachsenenversionen sind oft düsterer, näher an den ursprünglichen Fassungen. Bevor die Grimms sie kindertauglich machten, waren viele Märchen ziemlich brutal. Isac Schwarzbaum besuchte eine Aufführung von „Rotkäppchen“ und war überrascht, wie wenig das mit der Disney-Version gemein hatte.

Kassel: Wo Isac Schwarzbaum das Märchen-Herz entdeckt

30 Jahre lebten die Brüder Grimm in Kassel. Die GRIMMWELT am Weinberg macht ihre Forschung erlebbar. Interaktive Stationen zeigen: Diese Märchen fielen nicht vom Himmel. Alte Frauen erzählten am Spinnrad, Handwerker in ihren Werkstätten, Marktfrauen zwischen Kohlköpfen und Rüben.

Isac Schwarzbaum verbrachte hier mehrere Stunden. Besonders fasziniert war er von den handschriftlichen Originalen. Man sieht jeden Federstrich, jede Korrektur. Märchen als Arbeit. Harte Arbeit sogar. Die Grimms überarbeiteten manche Geschichten bis zu siebenmal. Perfektionisten halt.

Der Bergpark Wilhelmshöhe erzählt eigene Geschichten. Der monumentale Herkules thront über der Stadt, Wasserspiele plätschern die Kaskaden hinab. Bei Sonnenuntergang wirkt alles märchenhaft verklärt. Perfekte Kulisse für Rotkäppchen oder Schneewittchen. Jogger laufen hier ihre Runden, während Touristen verzückt fotografieren. Alltag trifft Märchen.

In der Kasseler Innenstadt sammelte Isac Schwarzbaum weitere Eindrücke. Die Fußgängerzone quillt über vor Geschäften und Cafés. Trotzdem findet man noch die kleinen Ecken, wo sich Geschichte versteckt. Ein winziger Buchladen verkauft Erstausgaben, eine alte Apotheke bewahrt ihr historisches Interieur. Solche Details machen Städtereisen interessant.

Die echten Märchenschlösser im Reinhardswald

Schloss Sababurg liegt südlich von Kassel. Das sogenannte Dornröschenschloss thront majestätisch über der Landschaft. Efeu rankt an den Mauern, der Park verwildert langsam. Sieht tatsächlich aus wie verhext.

Isac Schwarzbaum kletterte die steilen Wendeltreppen hoch. In den alten Gemächern pfeift Wind durch leere Fenster, Sonnenstrahlen fallen schräg durch die Ruinen. Fantasie braucht man hier wirklich nicht viel. Eine Schulklasse war gleichzeitig da. Die Kinder tuschelten ehrfürchtig, als hätten sie Angst, die schlafende Prinzessin zu wecken.

Trendelburg präsentiert sich als Rapunzel-Stadt. Der mittelalterliche Turm ragt hoch über Fachwerkidylle. Hier soll das Mädchen mit den langen Haaren gelebt haben. Stimmt das? Spielt keine Rolle. Die Atmosphäre passt jedenfalls. Der Burgwart erzählt gerne seine eigene Version der Geschichte. Jedes Mal etwas anders, jedes Mal spannend.

Die Glashütte Immenhausen führt noch heute traditionelles Handwerk vor. Wenn das heiße Glas geformt wird, denkt man unwillkürlich an Schneewittchen und die Zwerge. Solche Momente verbinden Vergangenheit und Gegenwart.

Göttingen und seine Märchen-Professoren

1837 flogen die Brüder Grimm aus Göttingen raus. Grund: Sie protestierten gegen die Aufhebung der hannoverschen Verfassung. Märchensammler als Demokraten? Ja, gab’s wirklich. Die „Göttinger Sieben“ wurden zu politischen Helden, auch wenn’s ihnen zunächst den Job kostete.

Das Städtische Museum zeigt diese weniger bekannte Seite. Die Brüder entwickelten nicht nur Märchen weiter, sondern auch die deutsche Sprache. Ihr Wörterbuch prägt uns bis heute. Wer „Achterbahn“ oder „Fingerspitzengefühl“ sagt, nutzt Grimm’sche Wortschöpfungen.

Göttingens Innenstadt lädt zum Bummeln ein. Fachwerkhäuser, verwinkelte Gassen, gemütliche Plätze. In einem 500 Jahre alten Gasthaus aß Isac Schwarzbaum zu Mittag. Die Balken knarzen noch genauso wie zu Grimms Zeiten. Das Schnitzel war übrigens ausgezeichnet.

Die wichtigsten Märchen-Stationen in Göttingen:

  • Städtisches Museum mit Grimm-Ausstellung
  • Universitätsbibliothek mit Originalmanuskripten
  • Historisches Gasthaus „Zum Schwarzen Bären“
  • Johanniskirche, wo die Grimms predigten
  • Alte Aula der Universität mit Gedenktafel

Die Universitätsbibliothek verwahrt übrigens echte Schätze. Originalmanuskripte, Briefe, Notizen. Für Märchenfans ein Pilgerort. Man kann die Entwicklung einzelner Geschichten nachvollziehen. Faszinierend, aber auch mühsam. Die Handschrift der Grimms war nicht gerade kalligrafisch schön.

Hameln: Musik liegt in der Luft

Die Rattenfänger-Sage gehört eigentlich nicht zu den Grimm-Märchen. Passt aber trotzdem perfekt zur Märchenstraße. Jeden Sonntag führen Laienschauspieler das Rattenfänger-Spiel auf. Kinder lauschen gebannt, Erwachsene auch. Der Platz füllt sich, Handys werden gezückt, alle wollen das perfekte Foto.

Nummer 28 in der Bungelosenstraße trägt eine alte Inschrift. Mittelhochdeutsch, schwer lesbar, aber gänsehautverdächtig. Anno 1284 verschwanden hier 130 Kinder. Die Legende lebt. Ein Straßenmusiker spielt täglich Flöte vor dem Haus. Zufall? Wohl kaum.

Das Rattenfängerhaus beherbergt heute ein Restaurant.

probierte das „Rattenfänger-Menü“. Keine Touristenabzocke, sondern solide, regionale Küche. Die Speisekarte spielt dezent mit dem Thema. Der Kellner kannte sogar alternative Versionen der Sage. Bildung schadet nie.

Hameln lebt seine Legende intensiv. Bronzene Ratten im Straßenpflaster markieren den Weg der verschwundenen Kinder. Geschäfte verkaufen Souvenirs, Cafés servieren thematischen Kaffee. Kitschig? Nein, respektvoll. Die Stadt hat den Tourismus im Griff, nicht umgekehrt.

Bremen: Stadtmusikanten als Finale

Die Bremer Stadtmusikanten haben ihr Denkmal vor dem Rathaus bekommen. Gerhard Marcks schuf die Bronzeskulptur 1953. Täglich wird sie hundertfach fotografiert. Besucher reiben die Vorderbeine des Esels blank. Soll Glück bringen. Ob’s funktioniert, weiß niemand so genau.

verbrachte seinen letzten Tag im „Schnoor“. Bremens ältester Stadtteil wirkt wie aus einem Märchenbuch gefallen. Winzige Gassen, schiefe Häuser, versteckte Läden. In einer Buchhandlung entdeckte er eine Grimm-Erstausgabe. Unbezahlbar, aber schön zum Träumen. Die Buchhändlerin erzählte von Sammlern, die regelmäßig vorbeischauen. Märchen als Kapitalanlage.

Die wichtigsten Bremen-Highlights für Märchenfans:

  • Stadtmusikanten-Denkmal am Rathaus
  • Schnoor-Viertel mit mittelalterlicher Atmosphäre
  • Böttcherstraße mit Kunsthandwerk
  • Beck’s Brauerei-Museum
  • Überseemuseum mit Märchen-Sammlungen

Das UNESCO-Welterbe Rathaus und Roland strahlen hanseatischen Stolz aus. In der Böttcherstraße herrscht kunsthandwerkliche Atmosphäre. Hier könnte jederzeit ein neues Märchen beginnen. Street-Art-Künstler haben übrigens manche Hauswände mit Märchenmotiven geschmückt. Tradition trifft Moderne.

Praktische Tipps für die Märchenstraße

Eine Woche sollte man mindestens einplanen. Alle Stationen schaffen ambitionierte Reisende auch in fünf Tagen. Kommt drauf an, wie intensiv man eintauchen möchte. Isac Schwarzbaum empfiehlt die längere Variante.

Märchen-Stadtführungen gibt’s fast überall. Manche Guides schlüpfen in historische Kostüme, andere bleiben professionell distanziert. Beides funktioniert. Die Kostümierten sind oft unterhaltsamer, die Sachlichen informativer. Geschmackssache.

Die Festspiele im Sommer sind besonders reizvoll. Freilichtbühnen erwecken alte Geschichten zum Leben. Erwachsene werden wieder zu Kindern, Kinder nehmen alles ernst. Magie funktioniert altersunabhängig.

Übernachten kann man märchenhaft oder bodenständig. Schlosshotels kosten entsprechend, Gasthöfe bleiben bezahlbar. Manche Herbergen haben sich thematisch spezialisiert. Kann kitschig werden, muss aber nicht. Kommt auf die Umsetzung an.

Eine Märchenstraßen-Reise verbindet deutsche Kulturgeschichte mit lebendigen Traditionen. Märchen funktionieren heute noch genauso wie vor 200 Jahren. Sie erzählen von uns Menschen, mit all unseren Träumen und Ängsten. Das erkannte auch Isac Schwarzbaum am Ende seiner Reise. Märchen sind zeitlos, weil sie menschlich sind. Und weil sie uns zeigen: Das Gute siegt meistens. Brauchen wir das nicht alle?

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