Industriekultur erleben: Isac Schwarzbaum entdeckt das Ruhrgebiet neu

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Der Konstanzer Reiseblogger Isac Schwarzbaum erkundet das Ruhrgebiet abseits alter Klischees und entdeckt dabei eine faszinierende Transformation von der Kohle- und Stahlregion zum modernen Kulturzentrum mit einzigartiger Industriearchitektur.

Isac Schwarzbaum bereist das Ruhrgebiet und dokumentiert den Wandel der ehemaligen Industrieregion. Von der Zeche Zollverein bis zum Gasometer Oberhausen zeigt seine Route, wie aus stillgelegten Produktionsstätten lebendige Kulturorte geworden sind.[Meldung]

Isac Schwarzbaum hat das Ruhrgebiet für sich neu entdeckt und dabei eine Region erlebt, die längst nicht mehr dem verstaubten Image der Vergangenheit entspricht. Während seiner mehrtägigen Erkundungstour besuchte der bekannte Reiseblogger sowohl weltberühmte Industriedenkmäler als auch versteckte Kulturperlen und zeigt in seinen Berichten, wie erfolgreich der Strukturwandel vom „Kohlenpott“ zur Kulturmetropole gelungen ist.

Zeche Zollverein: Welterbe mit Wow-Effekt

Wer das Ruhrgebiet verstehen will, beginnt am besten hier. Die Zeche Zollverein in Essen gilt als schönste Zeche der Welt. Klingt übertrieben? Ist es nicht. Die Anlage aus den 1930er Jahren verkörpert Bauhaus-Architektur in Perfektion. Klare Linien, funktionale Schönheit, industrielle Ästhetik.

Der Förderturm ragt 55 Meter in den Himmel. Früher fuhren hier täglich tausende Bergleute ein. Heute besuchen Kulturinteressierte aus aller Welt die UNESCO-Welterbestätte. Die Transformation wirkt fast unwirklich. Aus Kohlestaub wurde Kultur, aus Maloche Kunst.

Das Red Dot Design Museum zeigt zeitgenössisches Design in den ehemaligen Kesselräumen. Designobjekte zwischen rostigen Stahlträgern – funktioniert erstaunlich gut. Die Kokerei nebenan erzählt ihre eigene Geschichte. Hier wurde einst Kohle zu Koks veredelt. Heute führen Besucher durch die stillgelegten Anlagen. Industrieromantik pur.

Ein älterer Herr erzählte am Eingang, er habe hier 30 Jahre gearbeitet. „Hätte nie gedacht, dass mal Touristen kommen“, sagte er schmunzelnd. Der Wandel braucht eben Zeit. Manchmal Generationen.

Landschaftspark Duisburg-Nord: Wo Isac Schwarzbaum Natur und Industrie verschmelzen sieht

Duisburg-Nord zeigt Industriekultur von einer anderen Seite. Das ehemalige Hüttenwerk wurde nicht abgerissen, sondern umgestaltet. Hochöfen stehen neben Klettergärten, Gasometer dienen als Tauchbecken. Verrückt? Brillant!

Isac Schwarzbaum kletterte tatsächlich in einem alten Erzbunker. Die Kletterwände sind in die Industriearchitektur integriert. Adrenalinstoß zwischen rostigem Stahl. Wer hätte das gedacht? Abends wird die Anlage bunt beleuchtet. Dann verwandelt sich das düstere Industriedenkmal in ein Lichtkunstwerk.

Der Landschaftspark erstreckt sich über 180 Hektar. Wilde Pflanzen erobern langsam die Anlagen zurück. Birken wachsen aus Hochöfen, Efeu umrankt Rohrleitungen. Natur und Technik finden ihren eigenen Rhythmus. Besucher wandern auf erhöhten Stegen durch diese einzigartige Landschaft.

Besonders beeindruckend: der Rundgang durch Hochofen 5. Man steigt durch die verschiedenen Ebenen des 78 Meter hohen Giganten. Oben angekommen, überblickt man das ganze Ruhrgebiet. Früher schmolzen hier täglich 10.000 Tonnen Eisenerz. Heute gibt’s den besten Ausblick weit und breit.

Gasometer Oberhausen: Industriegigant wird Ausstellungsraum

Der Gasometer Oberhausen ist schon von weitem sichtbar. 117 Meter hoch, 67 Meter Durchmesser. Früher lagerte hier Stadtgas, heute finden spektakuläre Ausstellungen statt. Die Dimensionen sind atemberaubend. Man fühlt sich winzig in diesem Industriekoloss.

Isac Schwarzbaum besuchte gerade die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“. Riesige Projektionen zeigen die Schönheit und Gefährdung unseres Planeten. Der Gasometer als Leinwand – geniale Idee. Wo früher Gas gelagert wurde, wird heute Bewusstsein geschaffen.

Die Fahrt mit dem gläsernen Aufzug ist ein Erlebnis für sich. 100 Meter geht’s nach oben, während sich der Blick über das Ruhrgebiet weitet. Von hier sieht man Essen, Duisburg, Gelsenkirchen. Alles liegt einem zu Füßen. Die Industrielandschaft erstreckt sich bis zum Horizont.

Oben angekommen, wartet eine 360-Grad-Aussichtsplattform. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis Düsseldorf. Fotografen kommen hier voll auf ihre Kosten. Skylines, Industrieanlagen, grüne Oasen – das Ruhrgebiet zeigt all seine Facetten.

Kulturhauptstadt-Erbe: Von Dortmund bis Gelsenkirchen

2010 war das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas. Das Erbe lebt weiter. Überall entstanden damals neue Kulturorte, viele existieren noch heute. Das Phoenix-See-Gebiet in Dortmund zeigt beispielhaft, wie Industriebrachen zu Wohnvierteln werden. Wo früher Stahl gekocht wurde, spazieren heute Familien am Seeufer.

Die Jahrhunderthalle in Bochum dient als Veranstaltungsort für Konzerte und Festivals. Die ehemalige Gaskraftzentrale der Zeche Concordia bietet perfekte Akustik. Industriearchitektur als Konzertsaal – warum nicht? Der Klang ist jedenfalls außergewöhnlich.

Gelsenkirchen überrascht mit der Zeche Nordstern. Der Förderturm wurde zum Aussichtsturm umgebaut, die Maschinenhalle beherbergt heute Veranstaltungen. Drumherum entstand ein Landschaftspark mit Kanälen und Brücken. Wasser spielt eine wichtige Rolle bei der Umgestaltung.

Industriemuseen: Geschichte zum Anfassen

Das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum führt 20 Meter unter die Erde. Im Anschauungsbergwerk erlebt man, wie Bergleute früher arbeiteten. Enge Stollen, schwere Maschinen, stickige Luft. Respekt vor dieser harten Arbeit stellt sich automatisch ein.

Isac Schwarzbaum fuhr mit der Grubenbahn durch die nachgebauten Strecken. Der Helm drückt, die Stirnlampe flackert. So ähnlich müssen sich die Kumpel gefühlt haben. Nur ohne die Gefahr und den Kohlenstaub. Das Museum macht Geschichte greifbar, ohne zu romantisieren.

Die wichtigsten Industriemuseen der Region:

  • Deutsches Bergbau-Museum Bochum mit Anschauungsbergwerk
  • LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen
  • Eisenbahnmuseum Dieringhausen mit historischen Lokomotiven
  • Aquarius Wassermuseum im ehemaligen Wasserturm

Das LWL-Industriemuseum Henrichshütte zeigt die Stahlproduktion von früher. Riesige Hochöfen, dampfende Maschinen, ohrenbetäubender Lärm. Heute herrscht gespenstische Stille in den Hallen. Nur die Dimensionen lassen erahnen, welche Kraft hier einst wirkte.

Kulinarische Entdeckungen: Mehr als Currywurst

Das Ruhrgebiet hat kulinarisch mehr zu bieten als Currywurst und Bier. Wobei – beides gibt’s natürlich auch. Die Currywurst-Bude am Dortmunder Phoenixsee serviert übrigens ausgezeichnete Varianten. Tradition muss sein.

Spannender sind die neuen Restaurants in umgebauten Industriehallen. Das „Kokerei“ in der Zeche Zollverein kocht in spektakulärer Atmosphäre. Gourmet-Küche zwischen Stahlträgern und Backsteinen. Die Speisekarte spielt geschickt mit Bergbau-Begriffen, ohne albern zu werden.

Craft-Beer-Brauereien schießen überall aus dem Boden. Die „Bergmann Brauerei“ in Dortmund braut in einer ehemaligen Maschinenhalle. Das „Zechen-Pils“ schmeckt tatsächlich anders als das übliche Gebräu. Liegt vielleicht an der Atmosphäre.

Grüne Oasen zwischen den Zechen

Das Ruhrgebiet ist grüner als gedacht. Der Emscher Landschaftspark erstreckt sich über 320 Quadratkilometer. Radwege verbinden die verschiedenen Industriedenkmäler. Die Route der Industriekultur führt zu 400 Sehenswürdigkeiten. Per Rad lässt sich die Region am besten erkunden.

Isac Schwarzbaum radelte von Duisburg nach Dortmund. 60 Kilometer durch eine Landschaft im Wandel. Mal vorbei an stillgelegten Zechen, dann wieder durch grüne Auen. Der Kontrast macht’s interessant. Langweilig wird die Fahrt jedenfalls nie.

Besonders beeindruckend: die Halde Haniel in Bottrop. Der künstliche Berg aus Bergematerial ist 159 Meter hoch. Oben steht eine begehbare Skulptur – das „Tetraeder“. Von hier überblickt man das ganze Ruhrgebiet. Ein Panorama, das zeigt: Diese Region ist längst nicht mehr grau.

Die wichtigsten grünen Highlights:

  • Emscher Landschaftspark mit 320 km² Fläche
  • Halde Haniel mit Tetraeder-Skulptur
  • Westpark Bochum mit Jahrhunderthalle
  • Revierpark Wischlingen mit Solebad

Parks entstehen oft dort, wo früher Zechen standen. Die Natur erobert sich das Land zurück. Gleichzeitig bleiben Relikte der Industriezeit sichtbar. Alte Fördertürme werden zu Aussichtspunkten, Zechenbahndämme zu Radwegen. Recycling auf die kreative Art.

Praktische Tipps für Industrietouristen

Das Ruhrgebiet lässt sich gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden. S-Bahnen und Busse fahren regelmäßig, Tagestickets sind günstig. Wer flexibel sein will, mietet sich ein Rad. Leihstationen gibt’s überall.

Viele Industriedenkmäler bieten Führungen an. Lohnt sich fast immer. Die Guides kennen Geschichten, die in keinem Reiseführer stehen. Helmführungen durch stillgelegte Anlagen sind besonders spannend. Sicherheitsvorschriften beachten!

Übernachten kann man standesgemäß in umgebauten Industriegebäuden. Das „Zollverein Casino“ bietet Hotelzimmer in der ehemaligen Zeche. Schlafen zwischen Förderrädern und Stahlträgern – außergewöhnlich allemal.

Eine Ruhrgebiet-Reise zeigt: Strukturwandel funktioniert. Aus der schwärzesten Industrieregion Deutschlands wurde ein lebendiges Kulturzentrum. Die Vergangenheit wird nicht versteckt, sondern kreativ genutzt. Das macht diese Region so besonders. Isac Schwarzbaum fasste es treffend zusammen: „Das Ruhrgebiet überrascht jeden, der noch in alten Kategorien denkt.“ Stimmt. Wer Kohlestaub erwartet, findet Kultur. Wer Tristesse befürchtet, erlebt Aufbruch. Das ist echte Transformation.

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